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Montag, 21. August 2017

Endloses Bewusstsein



Endloses Bewusstsein

Inhalt:

Zitiert von der Rückseite des Buches:

«Das Herz steht still, die Atmung ist ausgefallen. Die Diagnose lautet: klinisch tot. Kann man in einem solchen Zustand noch etwas wahrnehmen? Ja – sagt der Kardiologe Pim van Lommel. Denn Millionen von Menschen, die eine solche Phase überlebten, berichten von Nahtoderfahrungen. Van Lommel illustriert seine Untersuchungen mit eindringlichen Erfahrungsberichten. Seine Erkenntnisse sind spektakulär und stellen die bisher üblichen Erklärungsmodelle in Frage: Denn selbst wenn das Gehirn nachweislich nicht mehr funktioniert, können Menschen ein klares Bewusstsein erfahren – eine Erkenntnis, die uns zwingt, über Leben und Tod neu nachzudenken

Meine Meinung:

Auf das Buch über Nahtoderfahrungen war ich relativ gespannt. Doch der Inhalt konnte mich nicht 100% fesseln und/oder überzeugen. Aber es regte mich zum Nachdenken an (z.B. habe ich gleich eine Kollegin, welche auf einer Kardiologie arbeitet, gefragt, ob sie mit Nahtoderfahrungen schon zu tun hatte und/oder dies von einem Patienten gehört hatte oder ob dies irgendwie durch Vorlagen klinisch erfragt/erfasst würde).

Aber eines nach dem anderen – ich freute mich vor dem Lesen, weil Autor Pim van Lommel selbst Kardiologe ist. Somit fällt das Buch für meine Begriffe nicht unter den Esoterikfaktor. Denn reine Esoterik interessiert mich nicht. Nahtoderfahrungen haben mit dem Sterben zu tun – dies könnte auch für mich als Dipl. Pflegefachmann wichtig sein – immerhin habe ich mit meinem Beruf auch mit Sterbenden Menschen und Menschen, die gestorben sind, zu tun und/oder deren Angehörigen.

Und: Das Sterben ist eine natürliche Sache und wird trotzdem noch tabuisiert, wenig darüber gesprochen, ist kein schönes Thema um zusammen mit Familie oder Freunden darüber (oder die eigenen Wünsche diesbezüglich) am Esstisch zu sprechen. Obwohl Sterben das einzige ist, was jeder Mensch einmal muss. Alles andere muss er nicht – aber sterben muss bzw. wird jeder von uns einmal. (Ich kann nur jedem empfehlen, eine Patientenverfügung für sich selbst auszufüllen).

Ich wusste zuvor nicht viel von Nahtoderfahrungen – das Phänomen mit dem Tunnel und dem hellen Licht war mit oberflächlich betrachtet ein Begriff. Dies behandelten wir früher auch im Psychologieunterreicht. Ich erinnere mich wie sich der Dozent damals enttäuscht zeigte, weil die Wissenschaft (angeblich) dafür eine Erklärung gefunden hatte (Sauerstoffmangel) und er es schade fand, dass man «so etwas Schönem» nun widersprochen habe und man damit vielen Menschen die Hoffnung stahl die an ein Leben nach dem Tod glaubten. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber dieses Buch noch nicht – in welchem van Lommel mit der These bricht, dass Sauerstoffmangel dafür verantwortlich ist und einem Teil der interessierten Menschen einen Teil ihrer Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zurückgibt.

Das Buch konnte mich wegen folgenden Aspekten nicht 100% überzeugen:

Das Thema hat mich trotz allem nicht 100% fesseln können. Der Funke sprang nicht rüber. Die Themengebiete sind sehr theorielastig, vieles sind Thesen für welche es (noch) keine Erklärungen gibt und/oder es vielleicht auch nie geben wird. Vieles ist unklar und auch über das Gehirn und einige Prozesse, die im Menschen bzw. im Körper ablaufen (auch z.B. die DNA betreffend, welches in van Lommels Thesen eine Rolle spielten könnten), sind noch nicht erklärbar. So wirkt Vieles abstrakt.

Dazu kommt, dass einige Aussagen die van Lommel trifft auch ohne Quelle daherkommen und sich trotzdem «wie wahre Fakten» anhören. Wie allgemeingültige Aussagen. Ob dies ggf. der Übersetzung aus dem Holländischen geschuldet ist? 90% seiner Aussagen sind jedoch mit Quellen belegt.

Weiterhin negativ ist, dass er viele Sachen unzählige Male wiederholt – was teilweise auch etwas langweilig zum Lesen wurde. Und einige Kapitelinhalte (Quantenphysik) waren mir persönlich zu kompliziert wo der Autor schon in den ersten Zeilen empfielht, den Inhalt ggf. zu überspringen und gleich das Fazit zu lesen (irgendwie auch keine gute Werbung in Eigenregie). 

Gut fand ich, dass er so viele Themen und Gründe wie möglich nannte, um seine Thesen vertreten zu können, egal wie klein die Chance / abstrakt das Ganze auch sein mochte. Er schliesst Vieles aus und nennt Theorien und Quellen. Sehr interessant waren für mich die Beispiele von Betroffenen – wo einige eindrückliche Szenarien beschrieben wurden. Doch ob diese stimmen? Immerhin gibt es auch Menschen, die behaupten Elvis gesehen zu haben und/oder von Aliens entführt worden zu sein – daher bleibt trotz allem ein etwas fader Nachgeschmack und trotzdem sind die Zeugenaussagen (nicht nur die Nahtoderfahrungen betreffend) im Buch sehr interessant.

Aber der Gedanke, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und das Bewusstsein (der nicht lokale Raum nennt es van Lommel) schon immer da war und auch nach dem Tod da sein wird, finde ich höchst interessant und schön. Teilweise fand ich andere Themen die er ansprach, ebenso sehr interessiert. Alles Anatomische (und Erklärungen wie was warum passiert) fand ich gelungen – ebenso die Beispiele die zeigen, wie Willenskraft den Körper oder das Gehirn beeinflussen kann (durch Meditation Puls und Blutdruck und Gehirnaktivitäten beeinflussen können) fand ich interessant wie auch Berichte über Menschen die unter Narkose oder im Koma Details später erzählen konnten, welche sie unmöglich in diesem "Nicht-Wachzustand" erfahren konnten.

Ebenso sind Beispiele und Links zu anderen Themen, wie folgt, sehr interessant und spannend:

postmortale Erfahrungen (in Kontakt treten mit einer verstorbenen Person nach ihrem Tode), Placebo-Effekte, perimortale Erfahrungen (man ahnt und/oder denkt an eine Person und kurz darauf erhält man die Nachricht, dass diese verstorben ist), Experimente/Aufzeichnungen/Studien (einige selbst von van Lommel durchgeführt) und Telekinese und noch weitere Randgebiete.

Das Buch bietet etwas mehr Inhalte als nur Nahtoderfahrungen und bietet dazu Definitionen, diverse Modelle, Kritiken und beschriebene Phänomene, Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern und welche Folgen eine Nahtoderfahrung mit sich bringt (hier kommen van Lommels Studien-Resultate zum Tragen).

Auch der Glauben und Religionen werden erwähnt. Teilweise erinnern einige Phänomene einer Nahtoderfahrung auch an andere Glaubensrichtungen (Buddhismus) – mir ist der Dialog aus Enter the Void immer gut in Erinnerung geblieben, wo über das tibetische Totenbuch gesprochen wird – welches ich nun indirekt dank van Lommels Buch auch bestellt habe. 

Ich denke einige der Literatur, welche van Lommel selbst als Quellen nennt, könnten interessant und lesbar sein (auch im Hinblick auf postmortale und perimortale Erfahrungen). Und dies alleine ist ein positiver Aspekt – denn schlecht wäre, wenn mich das Thema nach dem Lesen von van Lommels Buch gar nicht mehr interessiert hätte…was zum Glück nicht der Fall ist.

Infos:

Autor: Pim van Lommel

Herausgeber: Patmos

Sprache: Deutsch

Buchart: Gebunden

Anzahl Seiten: 440

In Deutschland erschienen: Ja

Roman/Sachbuch: Sachbuch

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